Buchfakten

  • ISBN: 3442748305
  • Verlag: btb Verlag
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Länge: 350 Seiten
  • Genre: Thriller
  • Zeit: Gegenwart
  • Land: Amerika, New Hamshire
  • Chronologie: Nein

Die vergessene Tochter

❤️❤️

Buchzitat

Schweigen legte sich über das Zimmer, als die Frauen zu den Nadeln griffen, die Köpfe gesenkt, und mit ihrer Strickarbeit begannen. Nadeln stachen in den Stoff, schauten sich kurz um und schlossen dann das kleine Loch, das sie in das Gewebe ihrer aller Leben machten.

Handlung

Titan Falls ist eine ehemals reiche Papierstadt. Doch außer einer Papierfabrik, die ums Überleben kämpft, ist nicht mehr viel davon übrig. Es stinkt nach dem schwefelhaltigen Wasser des Flusses, der durch den Ort fließt. Alles scheint in dem gelben Schlamm, der die Stadt umgibt, zu versinken. Dann drängt ein Auto den Bus ab, der mit den Schülern in der Stadt unterwegs war. Die kleine Suzi stirbt und damit werden Ereignisse losgelöst, die endlich alle Geheimnisse auflösen. Je verbissener die Menschen versuchen, ihr Leben weiterzuleben, desto mehr kommt ans Licht. Dass ausgerechnet die kleine Hannah Bell es schaffen wird, die Herzen der Bewohner zu erweichen, kann keiner glauben. Dabei existiert sie offiziell nicht einmal, so gut hat ihre Familie sie vor den Behörden versteckt. Sie ist das jüngste der drei Kinder des ortseigenen Säufers Bell, der vor Jahren gestorben ist. Sie und ihre älteren Geschwister haben nie eine Schule besucht, noch können sie mit Regeln gut umgehen. Eher legen sich die Bells mit dem Gesetz an, doch Hannah hat eine große Leidenschaft für Bücher. Und diese treibt sie immer wieder von ihrem Grundstück in den Wäldern in die Stadt. Dann wird ihrem Bruder auch noch vorgeworfen, dass er für Suzies Tod verantwortlich sei. Von da an ist er verschwunden, aber Hannah erkennt die Zeichen, die er ihr im Wald hinterlässt. Am Ende befreien drei der unterschiedlichsten Frauen die Geheimnisse des Dorfes. June, die Ehefrau des Papiermagnaten. Mercy, die älteste Bell und Hazel, die schräge Hüterin des Steinfriedhofs für die toten Kinder der Stadt und die Ehefrau des Busfahrers, der seit dem Unfall an einem Hirntrauma leidet.

Rezension

Die Geheimnisse und Ideen des Buches sind so spannend, dass sie den Leser bei der Stange halten. Doch einige Textpassagen dümpeln genauso dahin wie der Fluss, der durch Titan Falls fließt. Die Autorin nutzt eine sehr rauhe Sprache, die aber sehr gut zu dem sehr einfachen Leben der Bells passt und die Stimmung des Ortes wiedergibt. Auch das Buchzitat, das ich gewählt habe, zeigt sehr schön das Denken der Bewohner in Titan Falls. Alles kann verdeckt und geflickt werden. Doch am Ende werden sie alle eines Besseren belehrt. Geheimnisse finden immer ihren Weg ans Licht. Oft gibt es in dieser Buchwelt kein richtig oder falsch, schwarz oder weiß. Fast alle Figuren bewegen sich in den Grauzonen eines Lebens. In diesem besonderen Fall werden diese durch Gelb- und Brauntöne der Umgebung dargestellt. Die Autorin hat einen echt guten Überblick über die vielen Erzählstränge, die am Ende ein gemeinsames Bild formen. Wären diese Erzählfäden auf einer Tatortwand, dann könnte man ein Wollknäuel von Hazel erkennen, das einen gemeinsamen Ursprung hat.

Fazit

Der Leser muss bereit sein, manch langwierige Anfangsdarstellung zu überstehen. Denn am Ende ergibt alles in diesem Buch ein Gesamtbild. Die Spannung ist nicht zu unterschätzen, auch wenn die unterschiedlichen Erzählstränge die Geduld des Lesers einige Male herausfordert.